Teure-Zwei-Klassen-Medizin

concept of rich and poor in a person
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Josef Liebhart
Josef Liebhart
3 Jahre zuvor

Ich kenne den Artikel der Berliner Zeitung nicht, insofern kann ich zu dessen Aussagen nichts sagen. Da ich aber auch ein Befürworter einer einheitlichen Versicherung für alle bin, ob man diese nun Bürgerversicherung oder auch anders nennt, ist nicht so wichtig, möchte ich auf einen Denkfehler der Argumentation hinweisen. Die Zustandsbeschreibung im Blog ist richtig (ohne Privatpatienten wären viele Praxen nicht überlebensfähig) und auch der Schlussfolgerung, die privaten Versicherungen einfach in die GKV einzugliedern, würde keine Verbesserung bringen, eher das Gegenteil, könnte ich zustimmen. Aber wer will das schon? Ich jedenfalls nicht.
Das ganze bestehende GKV-System ist krank inklusive der Vergütung der Krankenhäuser mit den Fallpauschalen. Insofern wäre es natürlich Blödsinn, die funktionierenden privaten Versicherungen in das kranke System hineinzuzwingen, und dann zwar mit einem gemeinschaftlichen, aber eben mit einem kranken System weiterzuleben.
Ich bin kein Fachmann und insofern macht es keinen Sinn, hier ein besseres Konzept darzulegen. Aber mir erscheint es logisch, dass man für eine neue einheitliche Versicherung ganz neue Strukturen schaffen muss und man nicht einfach ein nicht funktionierendes System weiter führt. Nur als Gedankenspiel: Nicht die Privaten in die GKV überführen, sondern die GKV in die Privaten Versicherungen integrieren oder wie die Privaten organisieren. Dann funktioniert wahrscheinlich alles besser und es braucht meiner Meinung nach nicht für die Versicherten teurer werden. Nimm ich mein eigenes Beispiel: Ich bin seit Anfang meines Beruflebens, seit über 45 Jahren, Privatpatient und meine Frau und unsere drei Kinder überwiegend auch, und ich behaupte, da ich die ganzen Jahrzehnte regelmäßig die Beiträge der GKV und meiner privaten Versicherung miteinander verglichen habe, dass ich in der Lebenssumme insgesamt weniger Beitrag gezahlt habe, als wenn ich die ganze Zeit in der GKV gewesen wäre. Das Problem, das keine Private Versicherung die schwerkranken, also teuren, Kunden haben will oder die Beiträge dann unbezahlbar wären, kann man lösen, indem alle Beitragszahler in einen Fond einzahlen müssen, der dann die Versicherer dieser Patienten unterstützt.
Insofern erscheint mir die geäußerte Sorge und Kritik völlig gerechtfertigt, die Schlussfolgerung dann aber zu einfach.

Hans Scholz
Hans Scholz
3 Jahre zuvor

Die zu einfache Schlussfolgerung im eingangs erwähnten Leserbrief finde ich nicht, außer zwischen den Zeilen, bitte nicht die Privaten abschaffen. Das in der Antwort vorhandene Gedankenspiel läuft auf eine Abschaffung der Gesetzlichen per Privatisierung hinaus. In der Summe würde das bedeuten, Private gut, Gesetzliche schlecht. Die Forderung sollte aber lauten, beide haben, verdammt nochmal, gut zu sein. Das waren sie doch. Was ist passiert? Die Stiftung Warentest bedient die Frage, welche Kasse soll ich nehmen (altuell https://www.test.de/Private-Krankenversicherung-Alles-was-Sie-wissen-muessen-5353750-0/ ) und zeigt damit, die Gründe für jeden mal diese oder doch jene zu wählen ergeben, dass so wie es ist, beide Arten von Kasse ihre Berechtigung haben. Der generelle Schnitt ist das Einkommen. Unterhalb einer Grenze zahlt der Arbeitgeber zu, oberhalb braucht der Versicherte nicht die solidarische Hilfe der Gemeinschaft. Unterhalb daher der gesetzliche Zwang von 1883. Und da kommt der Gesetzgeber ins Spiel. Da ist ständig von zu starker finanzieller Belastung der Wirtschaft die Rede, von der Senkung der Lohnnebenkosten, etc. Schließlich soll der Arbeiter ebenfalls sein Einkommen nicht geschmälert bekommen. Im Ergebnis will der Gesetzgeber und sorgt auch dafür, dass die Gesetzlichen die Beiträge nicht erhöhen. Deshalb schaut der Gesetzgeber zu und erlaubt, dass diese ihre Ausgaben verringern. Alles wäre wie vor 50 Jahren, wäre der Durchschnittslohn heute 30 Euro und die Schere zwischen Arm und Reich auch wie damals. Was wegen internationaler Konkurrenz nicht geht und der Kapitalismus nicht erlaubt. Der Gesetzgeber redet daher schon 30 Jahre lang von GKV Reformen und meint, die Beiträge niedrig zu halten. Dann muss er, da die Insel der Seligen von vor 50 Jahren unerreichbar ist, in den sauren Apfel beißen und selber die Gesetzlichen angemessen bezuschussen.

Ella Birke
Ella Birke
3 Jahre zuvor

Nein, es ist nicht ein Entweder Oder. Sinnvoll wäre bei Erhalt der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) auch bei der Rechnungsstellung eine direkte Arzt-Patient-Beziehung zu schaffen wie bei der Privatversicherung. Die Patientin erhält vom Arzt eine Rechnung, prüft diese und leitet sie an die Kasse weiter, die die Rechnung begleicht. Das schafft Transparenz auch der Kosten für alle Beteiligten. Da in der GKV besonders viele Menschen versichert sind, die mit ihrem Geld nicht wirtschaften können, braucht es dann noch Sonderregelungen, z.B. dass bei Suchtabhängigen das Geld direkt von der Kasse zur Ärztin fließt.

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